Mehr Himbeere, weniger Drachenfrucht 4. Juni 20208. Juni 2020 Unser Grüner Betreuungs-Bundestagsabgeordneter Gerhard Zickenheiner setzt sich für eine regionale Ernährungsstrategie ein.Wir haben eigentlich alles, was es braucht, um die Herzen der Menschen höher schlagen zu lassen: Die fruchtbare Rheinebene mit Wein, Obst und Gemüse in besten Sonnenlagen, die unterschiedlichsten Talwelten um die Seitenflüsse des Rhein mit ihren Streuobstwiesen und Weiden, die Berghänge und Wälder des Südschwarzwald mit ihren Weideflächen. Hiesige Spitzenköch*innen könnten fast ihr gesamtes Sortiment direkt aus der Region bestücken, einige tun genau das, und die Wochenmärkte der Region lassen Touristenaugen – und unsere eigenen – überlaufen, so bunt und reichhaltig ist das Angebot.In Zeiten der kritischen Reflexion zur Globalisierung unserer Wirtschaft und Landwirtschaft, gerade auch jetzt zu Zeiten der Corona-Pandemie, rückt das Regionale, die Besinnung auf die Qualität vor Ort, wieder mehr in unser Blickfeld. Die Freude an „Heimat“, die auch für diejenigen entsteht, die von egal wo zugezogen sind, weil sie sich wohlfühlen in dieser schönen und reichhaltigen Region, basiert nicht zuletzt auf der Wahrnehmung der besonderen Kulturlandschaft und den kulinarischen Genüssen.Gerade die landwirtschaftlichen Produkte der Region entwickeln bereits jetzt hohe emotionale Bindungskräfte und Identifikation. Verschiedene Initiativen haben es sich zur Aufgabe gemacht, hierzu einen Beitrag zu leisten. Auch Lebensmittelhändler*innen werben vermehrt mit Regionalem. Bauernläden und einfache Stände an Durchgangsstraßen vor den Höfen sind ebenfalls willkommene Möglichkeiten, sich mit heimischen Lebensmitteln einzudecken.Die Heterogenität unserer Landwirtschaft aufgrund der unterschiedlichen Höhenlagen und Topographien führt zu grundlegend verschiedenen Formen der landwirtschaftlichen Produktion: Während in tieferen Regionen intensiv mit Gemüse, Obst, Wein, Mais, Getreide bewirtschaftet wird, ist in den hohen Lagen die extensive Beweidung üblich, mit zwischenzeitlich eher ausgedünnten und selten genutzten Streuobstbeständen. Die tieferen Lagen sind ertragsstark, die höheren kaum. Wenn ein Landwirt in tieferen Lagen 30-60 ha bewirtschaftet, dann ist das viel, in hohen Lagen sind 70-80 ha die Untergrenze für eine Vollerwerbslandwirtschaft.Deshalb sind die Höhenlagen weitgehend pestizidfrei, während einige Kulturen im Flachland ohne Schutz vor Schädlingen und Pilzbefall kaum bewirtschaftet werden können. Unsere meist kleinteilige Landwirtschaft ermöglicht im Vergleich zu den ausgeräumten Landschaften der industrialisierten Landwirtschaft mehr Biodiversität, aber auch bei uns ist das Insektensterben aufgrund der Herbizide und Pestizide eine bittere Realität.Trotzdem führt auch bei uns der wirtschaftliche Druck zu Rationalisierungsmaßnahmen, die teilweise nicht umweltförderlich sind. Nitratprobleme finden sich im Landkreis glücklicherweise an nur wenigen Stellen.Seit Jahren leidet unsere Landwirtschaft unter einer gigantischen Förderbürokratie, unter Umweltauflagen und den damit verbundenen Sachzwängen und den infolgedessen oft mageren Einkommensverhältnissen. Und auch unter dem Preisdruck, insbesondere durch Anbieter aus Ländern mit weniger gesicherten Qualitäts- und Produktionsverhältnissen, oft auf Basis von Handelsverträgen, die zum Vorteil der hiesigen Industrie, aber oft zum Nachteil der hiesigen Landwirtschaft gereichen. Deren deshalb günstige Produktions- und Transportbedingungen führen zu wirtschaftlichem Druck, der viele Hofbesitzer*innen belastet und häufig zur Betriebsaufgabe führt. Die überwiegende Mehrzahl der Betriebe, insbesondere in der Höhenlandwirtschaft, werden als Nebenerwerbslandwirtschaft geführt, meistens mit unklarer Hofnachfolge, die klassische Übergabe innerhalb der Familie ist aus den genannten Gründen oft nicht mehr realisierbar.Eine regionale Ernährungsstrategie könnte durch die Umgehung von Zwischenhändlern, planbare Abnahmemengen und ein regional koordiniertes Lager- und Distributionssystem eine Chance darstellen, die Situation zu verbessern und gleichzeitig beispielsweise in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Schulen sowie Firmenkantinen beliebte regionale Produkte zum Einsatz zu bringen. Ökologische Vorteile durch geringere Transportwege und Verpackungseinsparungen liegen auf der Hand.von Gerhard Zickenheiner MdB
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